MdB Erhard Grundl diskutierte am 01.08. gemeinsam mit Bamberger Kulturschaffenden über die aktuellen Herausforderungen der Kulturpolitik
Geeignete Räume für Produktion, Proben, Kunstpädagogik und Kunstausstellungen zu finden, stellt sich für Kunst- und Kulturschaffende in der Welterbestadt Bamberg leider seit langem als Problem dar. Gleichzeitig werden bestehende Raumpotentiale nicht genutzt – und die längerfristige Förderung bestehender Institutionen ist teils ungewiss.
Grund genug für Grünes Bamberg, alle Interessierten am 01.08. zu einer Podiumsdiskussion mit MdB Erhard Grundl, dem kulturpolitischen Sprecher der Grünen Bundestagsfraktion, in den „Kleinstadthafen“ zu laden, um dringende Fragen zu klären: Welche Potentiale gibt es vor Ort? Welche Fördermöglichkeiten seitens des Bundes können genutzt werden? Und welche Gesetzesinitiativen müssen zur Unterstützung der Kulturszene gestartet werden?
Einblick in Bambergs diverse Kulturszene
Der „Kleinstadthafen“ markierte für Erhard Grundl an diesem Nachmittag bereits die dritte Station in Bamberg. Zuvor hatte er im Rahmen von Führungen durch das soziokulturelle Zentrum „Kulturfabrik“ (KUFA) und das Kesselhaus, Bambergs Raum für zeitgenössische Bildende Kunst, einen Einblick in die diverse Kulturlandschaft der Domstadt erhalten – und sich die Herausforderungen der beiden Kunststätten schildern lassen: Während die zukünftige Finanzierung der KUFA noch nicht abschließend geklärt ist, wird im November 2023 eine Machbarkeitsstudie im Stadtrat vorgestellt, die die Möglichkeiten des Standorts als lebendigen Raum der Gegenwartskunst skizziert.
Harald Rink, Leiter der KUFA, und Christiane Toewe, Vorsitzende des das Kesselhaus betreuenden Vereins KUNSTRAUM JETZT!, waren entsprechend auch auf dem Podium im „Kleinstadthafen“ vertreten – ebenso der grüne Stadtrat und Kulturakteur Michi Schmitt und, als Moderator, der Schauspieler Daniel Seniuk, Ensemblemitglied am ETA Hoffmann Theater. Im „Kleinstadthafen“ begrüßt wurde die Gruppe von Stadtrat Wolfgang Grader und MdB Lisa Badum, auf deren Einladung hin Grundl nach Bamberg gekommen war. Ebenfalls anwesend war MdL Ursula Sowa.
Grundl zeigte sich beeindruckt von der Vielfalt der Bamberger Kunstszene und stellte heraus, dass die bayerische Kulturlandschaft allen Grund zum Selbstbewusstsein hätte: So sei die Kultur- und Kreativbranche ein wichtiger Zweig der bayerischen Wirtschaft, der mit Blick auf die Umsatzzahlen zuletzt etwa Chemieindustrie und Gastronomie übertraf.
Kultur als zentraler Baustein einer zukunftsfähigen Stadtentwicklung
Stadtrat Michi Schmitt bekräftigte die Bedeutung einer lebendigen Kulturszene nicht zuletzt für die Entwicklung der Stadtgesellschaft: „Als grüne Stadtratsfraktion unterstützen wir nicht nur die Verstetigung der Förderungen von Häusern wie KUFA und Kesselhaus, sondern fordern auch, dass etwa bei Planungen des neuen Stadtquartiers auf der ehemaligen Kaserne Kulturräume von Anfang an mitgedacht werden.“ Nur so könne verhindert werden, dass sich neue Wohnzentren zu bloßen „Schlafsiedlungen“ entwickeln – mit allen damit verbundenen Problemen. Auch müsse die Nachtkultur aufgewertet werden, die in besonderer Weise unter dem Raummangel in der Domstadt leide.
Diese Bemühungen bezeichnete Schmitt gleichwohl als „ewigen Kampf“, denn: „Der Kulturanteil im städtischen Haushalt muss jedes Jahr neu verhandelt werden. Kultur ist laut dem städtischen Kämmerer nach wie vor eine freiwillige Leistung der Kommunen.“ Entsprechend würden in Bamberg seit Längerem leerstehende Räume wie im Staubschen Haus nicht oder nur teilweise genutzt, statt sie im Rahmen von Zwischennutzungen als Kulturorte der Stadtgesellschaft zur Verfügung zu stellen.
Nicht nur die Bamberger Stadtratsfraktion, auch die Grünen in Bundestag und Landtag fordern ein Ende der Klassifizierung der Kultur als freiwilliger Leistung von Kommunen – wobei die anwesenden Abgeordneten zugleich darauf verwiesen, dass eine Entlastung der Kommunen durch die Länder und eine stabile finanzielle Unterfütterung die Grundlagen nachhaltiger Kulturförderung bilden müssten. Erhard Grundl freute sich vor diesem Hintergrund besonders über die Verstetigung von in der Corona-Zeit ins Leben gerufenen Förderprogrammen, nicht zuletzt für die von den Krisen der letzten Jahre besonders betroffene Freie Szene: “Kulturförderung muss sich gerade um ‘kleinere’ Institutionen und Programme bemühen.”
Toewe, Rink und die Kulturschaffenden im Publikum bekräftigten vor dem Hintergrund der skizzierten Problemlagen und Lösungsstrategien ihren Wunsch, dass die Stadt Bamberg ihr kulturpolitisches Profil schärfen möge: „Eine Stadt mit Zukunft gelingt nur mit einer lebendigen freien Kunst- und Kulturszene.“
kms
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