Jetzige Planung sieht nur Aufzüge vor, die auch defekt sein können – Grüne, SPD und FW wollen Umplanung
Man stelle sich vor, jemand kommt in einigen Jahren an einem Dezemberabend mit der S-Bahn aus Nürnberg nach Bamberg und verlässt den Zug am dann schon bestehenden S-Bahnhalt Bamberg-Süd. Er will mit dem Aufzug das Bahngleis verlassen, denn er sitzt im Rollstuhl. Doch der Aufzug ist defekt. Der Mann oder die Frau ist ratlos: Wie vom Bahngleis weg kommen? Ansonsten gibt es nur ein Treppe. Sind starke Leute in der Nähe, die eine erwachsene Person samt Rollstuhl die Treppe hinab tragen? Polizei rufen? Rettungsleitstelle? In Dunkelheit und Kälte auf die nächste S-Bahn warten und am nächsten Halt aussteigen?
In eine solche Lage mag man wirklich nicht geraten. Es ist aber gar nicht abwegig, so etwas zu erwarten für den künftigen S-Bahnhalt Bamberg-Süd, denn dieser ist zwar von der Deutschen Bahn barrierefrei geplant, aber eben nur mit Aufzug.
Dass es dazu erst gar nicht kommt, will die Stadtratsfraktion Grünes Bamberg gemeinsam mit der SPD-Stadtratsfraktion und Stadträtin Claudia John (FW) ändern. Sie beantragen eine technikunabhängige Barrierefreiheit für alle Zugänge zum S-Bahngleis, mit anderen Worten: Rampen. Der Beirat für Menschen mit Behinderung hatte eindringlich auf die problematische Planung hingewiesen. Grünen-Fraktionsvorsitzender und bahnpolitischer Sprecher Christian Hader fordert deshalb: „Es werden hohe Millionen-Beträge in den komplett neuen S-Bahnhalt Bamberg-Süd investiert, der für die nächsten hundert Jahre Bestand haben soll. Da müssen wir doch eine uneingeschränkte Barrierefreiheit gewährleisten können!“
Dabei zeigt eine Erhebung von Aufzugausfällen an Bahnhöfen im Zeitraum 2018/19 (von BR24, https://interaktiv.br.de/defekte-aufzuege/), dass defekte Fahrstühle gar nicht so selten sind. Deutschlandweit fielen täglich 179 Aufzüge an Bahnhöfen aus, davon summierten sich bei 46% die Ausfälle auf eine Woche oder länger. Am Bamberger Bahnhof waren es 32 Tage mit Fahrstuhlausfällen, die länger als acht Stunden dauerten.
Diese Zahlen überzeugen auch SPD-Fraktionsvorsitzenden Heinz Kuntke (SPD) und Claudia John (FW). „Eine behindertengerecht gestaltete Rampe ist zwar nicht so komfortabel, dafür aber zu jeder Zeit verfügbar und nicht von störanfälliger Technik abhängig“, sagt Kuntke. John führt den Aspekt an, dass Rampen im Unterhalt zudem wesentlich kostengünstiger kommen. Und sie betont: „Außerdem profitieren von einer sicheren Barrierefreiheit auch Menschen mit Kinderwagen oder Rollator, Reisende mit großen Koffern oder Pendler mit Rad.“
Bei den Zugängen zu den Bahngleisen müssen Hader, Kuntke und John vor allem die Deutsche Bahn davon überzeugen, dass sie ihre Pläne auf Rampen umstellt oder sie durch Rampen ergänzt. An einer weiteren Stelle in ihrem Antrag hingegen richten sie sich direkt an die Stadt Bamberg. Die Zuwegung von der Brose-Arena zum S-Bahnhalt ist derzeit nur mit einer Treppe geplant, also überhaupt nicht barrierefrei. Hier fordern sie ebenfalls den Bau einer Rampe. Der wäre dann allerdings komplett von der Stadt zu finanzieren, weil dieser S-Bahn-Zugang ein Sonderwunsch der Stadt ist, um die Brose-Arena besser anzubinden. Auch hier meint Hader: „Das ist nur mit Barrierefreiheit, also mit Rampe, akzeptabel.“
sys
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