Geplantes neues Vergütungssystem für Hebammen in der Kritik – Grüne fragen nach Situation im Bamberger Kreißsaal
Freiberufliche Hebammen schlagen deutschlandweit Alarm. Grund dafür ist der neue Hebammenhilfevertrag, der ab November 2025 umgesetzt werden soll. Er beinhaltet Änderungen im Vergütungssystem, die von vielen Hebammen als existenzbedrohend angesehen werden. Zwei Petitionen laufen aktuell gegen den Hebammenhilfevertrag.
Insbesondere die so genannten Dienstbeleghebammen sind betroffen. Viele Kliniken haben ein solches Belegsystem, so auch die Geburtsstation im Bamberger Klinikum. Das bedeutet, dass die Hebammen im Krankenhaus nicht als Angestellte, sondern freiberuflich arbeiten, ihre Dienstpläne selbst gestalten und sich gegenseitig vertreten. Ihr Honorar rechnen sie mit den Krankenkassen direkt ab – entsprechend dem Hebammenhilfevertrag. Rund 25 Prozent der Geburten in Deutschland finden in so einem Belegsystem statt.
Die beschlossenen Neuerungen sind einschneidend: Wenn Beleghebammen eine Geburt im Kreißsaal betreuen, soll diese künftig nur noch mit 80 Prozent vergütet werden. Begleitet die Hebamme parallel noch eine zweite und dritte Geburt, erhält erhält sie jeweils noch 30 Prozent, ab der vierten Geburt gibt es gar keine Vergütung mehr. Außerdem können ambulante Leistungen für Schwangere, die ebenfalls häufig mit Schwangerschaftsproblemen in den Kreißsaal kommen, teils gar nicht mehr abgerechnet werden.
Das ruft nun die Stadtratsfraktion Grünes Bamberg auf den Plan. Christian Hader und Wolfgang Grader, beide Mitglieder im Stiftungsrat der Sozialstiftung, fragen nach der Situation im Bamberger Klinikum, wo auch viele Beleghebammen Geburten betreuen.
„Die Sozialstiftung kann in das Vergütungssystem nicht direkt eingreifen, das läuft über den Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen GKV, aber für die Arbeitsbedingungen vor Ort ist die Sozialstiftung natürlich schon verantwortlich und in die Debatte kann sie sich auch einmischen“, sagen Hader und Grader. Deshalb haben sie einen Sachstandsbericht über die Situation im Bamberger Kreißsaal beantragt und wollen die Situation und mögliche Unterstützungsmaßnahmen für die Beleghebammen im Stiftungsrat diskutieren.
Christian Hader und Wolfgang Grader können die Warnungen der Hebammen nachvollziehen und fürchten ebenfalls, dass eine solche Vergütung die Situation in den Krankenhäusern verschlechtern wird: „Immer weniger Hebammen werden bereit sein, im Belegsystem im Kreißsaal zu arbeiten, angesichts der hohen Veranwortung und einer nun noch geringeren Bezahlung.“ Sie befürchten handfeste Engpässe auf der Geburtsstation, auch im Klinikum Bamberg, und warnen: „Die Leidtragenden wären ja vor allem die gebärenden Mütter und ihre Babys.“
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